RWFs Theaterensemble

Die Reihenfolge entspricht dem Rundgang im Deutschen Theatermuseum:


Hanna Schygulla

* 25. Dezember 1943 in Königshütte, Oberschlesien (Chorzów, heute Polen)

Von 1945 an wächst sie in Bayern auf und lebt in Ebersberg bei München.
Ab 1964 Studium der Germanistik und Romanistik. Nebenher nimmt sie Schauspielunterricht an der  Schauspielschule Fridl Leonhard in München und lernt dort Rainer Werner Fassbinder kennen.
1967 beginnt sie etwa gleichzeitig mit Fassbinder, in dessen Vorstellung sie damals bereits der Star seiner künftigen Kinofilme war, ihre Ensembletätigkeit am Action-Theater. Debut als nachfolgende Antigone-Figur in Peer Rabens gleichnamiger Inszenierung für die nach der Vorstellung attackierte und schwer verletzte Marite Greiselis.
Seitdem wirkte sie dort und im folgenden antiteater in zahlreichen Inszenierungen mit.
Eine erste Filmrolle erhält Hanna Schygulla 1968 als Dienstmädchen Lucy von Jean-Marie Straub in „Der Bräutigam, die Komödiantin und der Zuhälter“.

1969 Filmdebüt bei Fassbinder in „Liebe ist kälter als der Tod“
Von 1969 an war sie in fast der Hälfte der über 40 Fassbinder-Filme dabei:
1969 „Katzelmacher“ (gemeinsamer Bundesfilmpreis)
1970 „Götter der Pest“
1970 „Das Kaffeehaus“ (TV)
1970 „Warum läuft Herr R. Amok?“
1970 „Die Niklashauser Fart“ (TV)
1971 „Rio das Mortes“ (TV)
1971 „Pioniere in Ingolstadt“ (TV)
1971 „Whity“
1971 „Warnung vor einer heiligen Nutte“
1971 „Händler der vier Jahreszeiten“
1972 „Die bitteren Tränen der Petra von Kant“
1972 „Bremer Freiheit: Frau Geesche Gottfried – Ein bürgerliches Trauerspiel“ (TV)
1972-1973 „Acht Stunden sind kein Tag“ (TV-Serie)
1973 „Wildwechsel“ (TV)
1973 „Fontane Effie Briest“
1979 „Die Ehe der Maria Braun“ (Darstellerpreis Silberner Bär, Berlinale 1979)
1979 Die dritte Generation
1980 „Berlin Alexanderplatz“ (TV-Serie)
1981 „Lili Marleen“

1974 löst sie sich von Rainer Werner Fassbinders Arbeit und geht nach Frankreich, arbeitet in internationalen Filmproduktionen, steht auf der Bühne in Theaterproduktionen, gibt Liederabende, Rezitationen und Lesungen. Eine Rückkehr erfolgt zu einzelnen Filmprojekten.

Ihre darstellerische Kraft hat sie in Filmen bedeutender Regisseure wie „Baal“ (TV) 1970 und „Die Fälschung“, 1981, von Volker Schlöndorff, „Die Ahnfrau – Oratorium nach Franz Grillparzer“ von Peer Raben (TV) 1971, „Ansichten eines Clowns“ von Vojtech Jasný, 1976,  „Die Nacht von Varennes“ von Ettore Scola, 1982, „Heller Wahn“  von Margarethe von Trotta, 1983, „Eine Liebe in Deutschland“ von Andrzej Wajda, 1983, „Forever, Lulu“  von Amos Kollek, 1987, „Schatten der Vergangenheit“  von Kenneth Branagh, 1991, „Madame Bäurin“  von Franz Xaver Bogner, 1993, und „Winterreise“ von Hans Steinbichler, 2006 in außergewöhnlich komplexer Form präsentiert.


Ingrid Caven

* 3. August 1938 als Ingrid Schmidt in Saarbrücken

Nach dem Studium der Psychologie und Pädagogik begann sie in München mit dem Schauspielunterricht.
1967 wurde sie von Rainer Werner Fassbinder in einem Münchner Varieté bei einer Aufführung eines Stückes von Peer Raben entdeckt. Sie debutiert in einer Tanzszene in der Kollektiv-Inszenierung von „Leonce und Lena“ am Action-Theater und gehört fortan zum Ensemble.
Von 1970 – 1972 war sie mit Fassbinder verheiratet.

Filme von Rainer Werner Fassbinder:
1969 „Liebe ist kälter als der Tod“
1970 „Götter der Pest“
1970 „Das Kaffeehaus“ (TV)
1970 „Warum läuft Herr R. Amok?“
1970 „Der amerikanische Soldat“
1970 „Die Niklashauser Fart“ (TV)
1971 „Rio das Mortes“ (TV)
1971 „Warnung vor einer heiligen Nutte“
1971 „Händler der vier Jahreszeiten“
1973 „Welt am Draht“ (TV)
1973 „Angst essen Seele auf“
1973 „Martha“ (TV)
1975 „Faustrecht der Freiheit“
1975 „Mutter Küsters’ Fahrt zum Himmel“
1975 „Angst vor der Angst“ (TV)
1976 „Ich will doch nur, daß ihr mich liebt“ (TV)
1976 „Satansbraten“
1978 „Despair“
1978 „In einem Jahr mit 13 Monden“

Seit 1977 lebt sie in Paris, 1978 beginnt sie dort ihre Karriere als Chanson-Sängerin. vorwiegend mit Liedern von Peer Raben und Rainer Werner Fassbinder.1980 Chanson-Tournee in Deutschland.
2001 erhält sie in Paris den Orden Chevalier des Arts et des Lettres, 2011 den Commandeur des Arts et des Lettres.

Filmrollen u.a. auch in „Die Ahnfrau – Oratorium nach Franz Grillparzer“ (TV) von Peer Raben, 1971; „Der Tod der Maria Malibran“ von Werner Schroeter, 1972; „Ludwig – Requiem für einen jungfräulichen König“ von Hans-Jürgen Syberberg, 1972; „Die Zärtlichkeit der Wölfe“ von Uli Lommel, 1973; „Looping – Der lange Traum vom kurzen Glück“ von Walter Bockmayer und Rolf Bührmann, 1981 (sie erhält dafür das Filmband in Gold); „Stille Nacht – Ein Fest der Liebe“ von Dani Levy, 1995.

 Margit Carstensen

* 29. Februar 1940 in Kiel

Sie macht ihr Abitur in Kiel und beginnt 1958 eine Ausbildung zur Schauspielerin an der Staatlichen Hochschule für Musik in Hamburg; erstes Engagement in Kleve, danach in Heilbronn, Münster und Braunschweig. Ab 1965 am Schauspielhaus Hamburg, ab 1969 am Theater der Freien Hansestadt Bremen, wo sie Rainer Werner Fassbinder kennenlernt.
Unter seiner Regie entstehen bedeutende Theater- und Filmproduktionen, die Margit Carstensen bundesweit bekannt machen – umgekehrt ist sie die wichtigste Schauspielerin für sein gesamtes Theaterwerk.

Sie spielt in fast allen Theaterproduktionen Fassbinders:
„Das Kaffeehaus“, „Die Verbrecher“ (Essen), „Das brennende Dorf“, „Blut am Hals der Katze“, „Die bitteren Tränen der Petra von Kant“, „Bremer Freiheit“, „Bibi“, „Hedda Gabler“, „Germinal“, „Fräulein Julie“, „Onkel Wanja“ und „Frauen in New York“.

Film- und TV-Produktionen Fassbinders:

1970 „Die Niklashauser Fart“ (TV)
1972 „Die bitteren Tränen der Petra von Kant“ (Filmband in Gold für ihre Darstellung)
1972 „Bremer Freiheit: Frau Geesche Gottfried – ein bürgerliches Trauerspiel“ (TV)
1972-1973 „Acht Stunden sind kein Tag“ (TV-Serie)
1973 „Welt am Draht“ (TV)
1973 „Nora Helmer“ (TV)
1973 „Martha“ (TV)
1973 „Fontane Effie Briest“
1975 „Mutter Küsters’ Fahrt zum Himmel“
1975 „Angst vor der Angst“ (TV)
1976 „Satansbraten“
1976 „Chinesisches Roulette“
1976 „Frauen in New York“ (TV)
1979 „Die dritte Generation“
1980 „Berlin Alexanderplatz“ (TV-Serie)

1977 ist sie Mitglied der Staatlichen Schauspielbühnen Berlin, ab 1981 beginnt die langjährige Zusammenarbeit mit Hansgünther Heyme in Stuttgart, Essen und Bremen. Seit 1982 spielt sie neben Film- und TV-Rollen vorrangig Theater, u. a. am Staatstheater Stuttgart, an den Münchner Kammerspielen, von 1995 – 2006 am Schauspielhaus Bochum und an der Volksbühne Berlin. 2009 steht sie zusammen mit Irm Hermann in der Christoph Schlingensief-Uraufführung „Mea culpa“ auf der Bühne des Wiener Burgtheaters.

Weitere Film- und TV-Rollen:
1971 „Die Ahnfrau – Oratorium nach Franz Grillparzer“ von Peer Raben; 1973 „Die Zärtlichkeit der Wölfe“ von Uli Lommel; 1982 „Liebeskonzil“ von Werner Schroeter; 1985 „Bittere Ernte“ von Agnieszka Holland; 1991 „Derrick – Wer bist Du, Vater?“ (TV) von Helmut Ashley; 1994 „Terror 2000 – Intensivstation Deutschland“ von Christoph Schlingensief; 1999 „Sonnenallee“ von Leander Haußmann; „2000 Manila“ von Romuald Karmakar; 2004 „Agnes und seine Brüder“ von Oskar Roehler.

Irm Hermann

* 4. Oktober 1942 in München

Lehre als Verlagskauffrau; Sekretärin beim ADAC. Durch die gemeinsame Bekannte Susanne Schimkus begegnet sie Rainer Werner Fassbinder 1966. Sie erlebt seine Lesung beim Dramenwettbewerb der Jungen Akademie München und übernimmt bereits in seinem ersten Kurzfilm „Der Stadtstreicher“, 1966, eine kleine Rolle. Irm Hermann folgt ihm als Schauspielagentin an das Action-Theater sowie, nach dessen Schließung, an das antiteater, in dem sie bis 1969 zahlreiche Rollen übernimmt. Ihr Bühnendebut wider Willen hat sie in Fassbinders erster eigener Inszenierung „Die Verbrecher“ nach Ferdinand Bruckner. 1976 spielt sie in Fassbinders letzter Inszenierung „Frauen in New York“ am Hamburger Schauspielhaus.

In 20 Filmproduktionen Fassbinders, beginnend mit Liebe ist kälter als der Tod, verkörperte sie eindrucksvolle Frauenrollen, von Fassbinder ihr auf den Leib geschrieben:

1969 „Liebe ist kälter als der Tod“
1969 „Katzelmacher“ (gemeinsamer Bundesfilmpreis)
1970 „Götter der Pest“
1970 „Das Kaffeehaus“ (TV)
1970 „Warum läuft Herr R. Amok?“
1970 „Der amerikanische Soldat“
1970 „Die Niklashauser Fart“ (TV)
1971 „Pioniere in Ingolstadt“ (TV)
1971 „Rio das Mortes“ (TV)
1971 „Händler der vier Jahreszeiten“
1972 „Die bitteren Tränen der Petra von Kannt“
1972-1973 „Acht Stunden sind kein Tag“ (TV-Serie)
1973 „Wildwechsel“ (TV)
1973 „Fontane Effie Briest“
1975 „Faustrecht der Freiheit“
1975 „Mutter Küsters’ Fahrt zum Himmel“
1975 „Angst vor der Angst“ (TV)
1976 “Frauen in New York” (TV)
1980 „Berlin Alexanderplatz“ (TV-Serie)
1981 „Lili Marleen“

Seit 1975 lebt sie in Berlin, und spielt dort von 1979 an u. a. an der Freien Volksbühne und dem Berliner Ensemble. Sie ist am Schauspielhaus Zürich engagiert, später auch an der Komischen Oper Berlin. Mit Christoph Schlingensief verbindet sie eine intensive Arbeit für die Produktionen „Hamlet“, 2001 und „Atta Atta – Die Kunst ist ausgebrochen“, 2003, und „Mea culpa“, 2009. Sie steht 2012 in der Co-Produktion von Ödön von Horváths „Glaube, Liebe, Hoffnung“auf der Bühne.

Eine kleine Auswahl ihrer Film- und TV-Produktionen: „Der Bräutigam, die Komödiantin und der Zuhälter“ von Jean-Marie Straub, 1968; „Die Ahnfrau – Oratorium nach Franz Grillparzer“ (TV) von Peer Raben, 1971; „Die Zärtlichkeit der Wölfe“ von Uli Lommel, 1973; „Schatten der Engel“ von Daniel Schmid, 1975; „Woyzeck“ von Werner Herzog“, 1979; „Der Zauberberg“ von Hans W. Geissendörfer, 1982; „Johanna D’Arc of Mongolia“ von Ulrike Ottinger, 1989; „Das Spinnennetz“ von Bernhard Wicki, 1989; „Paradiso – Sieben Tage mit sieben Frauen“ von Rudolf Thome, 2000; „Germanikus“ von Gerhard Polt, 2004


Peer Raben

* 3. Juli 1940 als Wilhelm Rabenbauer in Viechtafell
† 21. Januar 2007 in Mitterfels

Studium der Pädagogik in Regensburg, danach Schauspielstudium an der Folkwangschule in Essen. Studium der Theater- und Musikwissenschaften in München
1965 Debüt als Schauspieler (unter dem Künstlernamen Wil Rabenbauer) an der Berliner Schaubühne; 1966 Engagement am Schauspielhaus in Wuppertal
1967 Regie der „Antigone“ am Action-Theater, Abbruch des Wuppertaler Engagements
Mit der Inszenierung von „Leonce und Lena“ 1967 meist in Co-Regie mit Rainer Werner Fassbinder am Action-Theater, danach im Folgenden am antiteater, schreibt die meisten Bühnenmusiken.
1971 Filmregie bei „Die Ahnfrau – Oratorium nach Franz Grillparzer“
1972 Filmregie bei „Adele Spitzeder“
1972 Musikalischer Leiter am Schauspielhaus Bochum unter der Intendanz von Peter Zadek.
Ab 1972 zunehmend als Bühnennmusiker tätig, u. a. für Rainer Werner Fassbinder (für die Revue „Bibi“ 1973), Peter Zadek, Klaus Michael Grüber, Luc Bondy, Hans Neuenfels.

Ab 1973 viele Filmkompositionen für Rainer Werner Fassbinder:
1969 Liebe ist kälter als der Tod
1969 Katzelmacher (gemeinsamer Bundesfilmpreis)
1970 Götter der Pest
1970 „Das Kaffeehaus“ (TV)
1970 Warum läuft Herr R. Amok?
1970 Der amerikanische Soldat
1970 Die Niklashauser Fart (TV)
1971 Pioniere in Ingolstadt (TV)
1971 Rio das Mortes (TV)
1971 Whity (Filmband in Gold für seine Ausstattung)
1971 Warnung vor einer heiligen Nutte
1973 Wildwechsel (TV)
1975 Mutter Küsters’ Fahrt zum Himmel
1975 Angst vor der Angst (TV)
1976 Ich will doch nur, daß ihr mich liebt (TV)
1976 Satansbraten
1976 Chinesisches Roulette
1976 Bolwieser (TV)
1978 Despair
1978 In einem Jahr mit 13 Monden
1979 Die Ehe der Maria Braun
1979 Die dritte Generation
1980 Berlin Alexanderplatz
1981 Lili Marleen
1981 Lola
1981 Die Sehnsucht der Veronika Voss
1982 Querelle

Filmkompositionen für Werner Schroeter, Daniel Schmid, Reinhard Hauff, Ulrike Ottinger, Bernhard Sinkel, Wong Kar Wei, u. a. Zahlreiche Auszeichnungen: 1980 Bundesfilmpreis für Filmmusiken für Luc Bondy und Robert van Ackeren; 1983 Prix Futura; 2003 Berlinale Kamera; 2004 Golden Horse Award, Taiwan, gemeinsam mit Shigeru Umebayashi für 2046 von  Wong Kar Wei; Ehrung der World Soundtrack Academy für sein Lebenswerk.

Ursula Strätz

* 1940 in Schweinfurt
† 16. November 2011 in Burglengenfeld

von 1961–1964 studiert sie Schauspiel am Zinner-Studio, Staatl. anerkannte Schule für Bühne-Film-Funk-Fernsehen von Ellen Zinner
1967 begegnet sie Rainer Werner Fassbinder und Christoph Roser im eigenen Action-Kino, dem Vorläufer des Action-Theaters, das sie gemeinsam mit ihrem ersten Mann Horst Söhnlein gründet.
Sie spielt in der ersten Inszenierung von „Jakob oder der Ungehorsam“ von Eugène Ionesco unter der Regie von Erwin Reutzel. Danach in Peer Rabens „Antigone“ und in der Kollektiv-Inszenierung von „Leonce und Lena“, an der bereits maßgeblich Fassbinder beteiligt ist. In dessen erster Regie von Ferdinand Bruckners „Die Verbrecher“ spielt sie ebenfalls.
1968 engagiert das Action-Theater Jean-Marie Straub für Ferdinand Bruckners „Krankheit der Jugend“, gemeinsam aufgeführt mit der UA von Fassbinders „Katzelmacher“.

Während eines längeren Krankenhausaufenthaltes wird das Action-Theater geschlossen; die daraus entstandenen Schulden trägt Ursula Strätz allein.
1969 Wiedereinstieg in das neu gegründete antiteater mit "Die Bettleroper" von Fassbinder. Ursula Strätz verfasst das Stück "Lulluhh" nach Frank Wedekind, das bei der Wiederaufnahme von "Orgie Ubuh" im antiteater 1969 uraufgeführt wird. Danach in mehreren Theaterproduktionen dabei: "Pre-Paradise sorry now", "Anarchie in Bayern", "Das Kaffeehaus" in der Münchner Inszenierung.
1970 dreht sie den eigenen Kurzfilm "Sonja und Kirilow haben sich entschlossen, Schauspieler zu werden und die Welt zu verändern"
1974 folgt sie Fassbinder an das Frankfurter Theater am Turm und spielt in "Germinal".

Auch in folgenden Film- und TV-Produktionen Fassbinders ist sie dabei:
1969 „Liebe ist kälter als der Tod“
1970 „Götter der Pest“
1972 „Acht Stunden sind kein Tag“ (TV-Serie)
1973 „Fontane Effie Briest“
1975 „Faustrecht der Freiheit“

Seit 1975 widmet sie sich vorwiegend der Malerei.

Weitere Film- und TV-Rollen: 1970 „Matthias Kneissl“ von Reinhard Hauff, 1972 „Adele Spitzeder“ von Peer Raben und „Ludwig – Requiem für einen jungfräulichen König“ von Hans-Jürgen Syberberg, 1979 „Der ganz normale Wahnsinn“(TV) von Helmut Dietl, 1981 „Trokadero“ von Klaus Emmerich, 1981 „Tag der Idioten“ von Werner Schroeter, 1998 „Fette Welt“ von Jan Schütte. Sie ist auch im Interview in Rosa von Praunheims „Für mich gab's nur noch Fassbinder“ 2000, zu erleben.

Kurt Raab

* 20. Juli 1941 in Bergreichenstein in Böhmen
† 28. Juni 1988 in Hamburg

Ab 1945 wächst er in Bayern auf. Auf dem Gymnasium in Straubing lernt er Wilhelm Rabenbauer (Peer Raben) kennen, mit dem er nach seinem Abitur 1963 nach München zieht. Neben dem Studium der Germanistik und Geschichte hilft Raab beim Fernsehen aus, u. a. als Requisiteur. 1966 ist er Kassierer im Action-Theater und spielt in Rabens "Antigone"-Inszenierung seine erste Rolle. Hier lernt er Rainer Werner Fassbinder kennen und arbeitet in vielen seiner Theater-Produktionen mit – zuerst noch am Action-Theater, danach am von ihm mitbegründeten antiteater und bis 1974 an  weiteren Theaterstationen in München, Berlin, Bremen, Bochum und Frankfurt.

Er wirkt dabei als Schauspieler, Autor und Regisseur mit; neben der Bühnenarbeit ist er an vielen der  Film- und TV-Produktionen Fassbinders beteiligt, sowohl als Darsteller als auch Drehbauchautor, Ausstatter, Kostümbildner oder Produktionsleiter:

1969 "Liebe ist kälter als der Tod"
1970 "Götter der Pest"
1970 "Das Kaffeehaus" (TV)
1970 "Warum läuft Herr R. Amok?"
1970 "Der amerikanische Soldat"
1970 "Die Niklashauser Fart" (TV)
1971 "Pioniere in Ingolstadt" (TV)
1971 "Rio das Mortes" (TV)
1971 "Whity" (Filmband in Gold für seine Ausstattung)
1971 "Warnung vor einer heiligen Nutte"
1971 "Händler der vier Jahreszeiten"
1972 "Die bitteren Tränen der Petra von Kant"
1972 "Bremer Freiheit: Frau Geesche Gottfried – Ein bürgerliches Trauerspiel" (TV)
1972-1973 "Acht Stunden sind kein Tag" (TV-Serie)
1973 "Wildwechsel" (TV)
1973 "Welt am Draht" (TV)
1973 "Angst essen Seele auf"
1973 "Martha" (TV)
1974 "Fontane Effie Briest"
1975 "Faustrecht der Freiheit"
1975 "Mutter Küsters’ Fahrt zum Himmel"
1975 "Angst vor der Angst" (TV)
1976 "Ich will doch nur, daß ihr mich liebt" (TV)
1976 "Satansbraten"
1976 "Bolwieser" (TV)

Neben seinen Bühnenengagements in Bochum, München und Hamburg hat Raab eine vielfältige Karriere in Film und Fernsehproduktionen: Für Helmut Dietl spielt er in "Münchner Geschichten", 1974, "Der ganz normale Wahnsinn", 1979, und in "Kir Royal – Das Volk sieht nichts" 1986 (alle TV). Mit Reinhard Hauff dreht er mehrere Filme. In den folgenden Produktionen ist er einem großen Publikum bekannt geworden: "Engel aus Eisen" von Thomas Brasch, 1980, "Liebeskonzil" von Werner Schroeter von 1982, "Der Zauberberg" (Film/TV) von Hans W. Geissendörfer, 1982, "Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull" (TV-Serie) von Bernhard Sinkel, 1982, "Abwärts" von Carl Schenkel, 1984.


Harry Baer

* 27. September 1947 als Harald Zöttl in Biberach an der Riß

Durch seinen Schulfreund Rudolf Waldemar Brem vom Münchner Rupprecht-Gymnasium lernt er Rainer Werner Fassbinder kennen. Er zählt, seitdem er 1969 als Schlagzeuger in „Die Bettleroper“ für Ralph Enger einsprang, zu den Mitgliedern des antiteaters in München.

An den Filmen Fassbinders ist er mit Unterbrechungen von 1969 bis 1982 beteiligt, meist als Schauspieler, aber auch als Regie-Assistent, Ausstatter oder Produktionsleiter.

1969 „Katzelmacher“ (gemeinsamer Bundesfilmpreis)
1970 „Götter der Pest“
1970 „Das Kaffeehaus“ (TV)
1970 „Warum läuft Herr R. Amok?“
1970 „Die Niklashauser Fart“ (TV)
1971 „Pioniere in Ingolstadt“ (TV)
1971 „Rio das Mortes“ (TV)
1971 „Whity“
1971 „Warnung vor einer heiligen Nutte“
1971 „Händler der vier Jahreszeiten“
1972 „Die bitteren Tränen der Petra von Kant“
1973 „Wildwechsel“ (TV)
1975 „Faustrecht der Freiheit“
1976 „Satansbraten“
1977 „Bolwieser“ (TV)
1978 „Despair“
1979 „Die dritte Generation“
1979 „Die Ehe der Maria Braun“
1980 „Berlin Alexanderplatz“ (TV-Serie)
1981 „Lili Marleen“
1981 „Lola“
1981 „Die Sehnsucht der Veronika Voss“
1982 „Querelle“

Weitere Filme bedeutender Regisseure, in denen Harry Baer als Schauspieler mitwirkte, sind: „Ludwig – Requiem für einen jungfräulichen König“ von Hans-Jürgen Syberberg, 1972, „Hitler – Ein Film aus Deutschland“ von Hans-Jürgen Syberberg, 1977, „Palermo oder Wolfsburg“ von Werner Schroeter, 1980, „Der Tod kommt durch die Tür“ von Wolf Gremm, 1983, „Im Innern des Wals“ von Doris Dörrie, 1985, „Helsinki – Napoli“ von Mika Kaurismäki, 1987, „Der Kinoerzähler“ von Bernhard Sinkel, 1993.
Baer ist stellvertretender Chefredakteur des Internet-Portals regie.de.